Die idyllische umbrischen Landschaft ist voller Vitalität und Zündstoff. Noch im April erheben sich heftig springende Winde, die wie fauchende Katzen durch die Täler preschen. Und wenn es im Oktober regnet, fallen Wasserschleier so gross wie Bettlaken zu Boden. Die Landschaft ist zwar ebenso klassisch in ihren Massen wie die benachbarte Toscana, jedoch ist sie, obwohl südlicher, deutlich rauer.
Sanfter und bescheidener als ihre Nachbarn sind hingegen die Menschen. «Die Päpste haben uns zu Reinlichkeit und Anstand erzogen», sagte uns ein Kellner in Foligno. Tatsächlich regierte der Kirchenstaat Umbrien zwischen 1540 und 1860 und unterband systematisch geistige, wirtschaftliche und kulturelle Entwicklungen. Ein Grossteil der sakralen Kunst war da schon entstanden, man denke nur an die weltberühmten Fresken in der Basilika des Heiligen Franziskus in Assisi. «Die vielen Werke aus Mittelalter und Renaissance rufen geradezu nach einem Gegengewicht», sagt der Kunstsammler Massimo Lauro aus Città della Pieve. Im «Giardino dei Lauri» machen er und seine Frau Angela ihre grossartige Sammlung zeitgenössischer Kunst der Öffentlichkeit frei zugänglich. Übrigens just an jener Stelle, wo vor fast 600 Jahren der berühmte Maler Piero Perugino zur Welt kam.
Umbrien ist ein Sehnsuchtsland, ein Stück unverbrauchtes Italien. Fernab vom Druck der Grossstädte hat sich hier eine Lebenskultur erhalten, die das Schöne und Echte pflegt und vielleicht noch nicht so zerrissen ist wie anderswo.
Und nun wünschen wir Ihnen schöne Entdeckungen.
Simone Quast und Gianni Bombèn