Editorial
In Graubünden wird die Natur wohl immer die Hauptrolle spielen. Dennoch haben seine Bewohnerinnen und Bewohner unter klimatisch anspruchsvollen Bedingungen einen grossen Reichtum an Kultur und Lebensart verwirklicht: zweitausendjähriger Weinbau, tausendjährige Burgen, eine 450 Jahre alte Gartenkultur und eine hundertfünfzigjährige Tourismus- und Kur-Kultur.
In der Kunst scheinen die grandios-erhabenen Berglandschaften vor allem dann eine Rolle zu spielen, wenn jemand verloren geht – zum Beispiel in der Zeit, wie Hans Castorp in Thomas Manns Zauberberg. Und sich verlieren ist genau das, was man hier gut kann, wenn man Ruhe und Entspannung in atemberaubender Natur, blühenden Gärten oder aussergewöhnlichen Hotels sucht. Oder Kunst und Kultur in bedeutenden Kunstsammlungen findet. Und nicht zuletzt leiblichen Genüssen nachgeht und herausragende Weine, belebende Bergkräutertees, vollendete Backwaren, Fleisch und Käse höchster Güte entdeckt.
Doch bei aller naturverbundenen Bodenständigkeit geht es hier nicht hinterwäldlerisch zu: Das Bündnerland ist vom Abreisen und Wiederankommen geprägt. So wie die «Randulins» (deutsch Schwalben), die Zuckerbäcker aus dem Engadin, die vor allem in Italien ihr Glück suchten und das dort verdiente Geld in die Heimat zurücktrugen. So entstanden spannende kulturelle Einflüsse – in Architektur, Kulinarik und Lebensweise. Heute schreiben Designer, Architekten, Künstler und Kunsthandwerker diese spannende Geschichte fort.
Und nun wünschen wir Ihnen schöne Entdeckungen.
Simone Quast und Gianni Bombèn