Editorial
Wie sorgfältig aufpolierte Perlen einer Kette liegen Schlösser, Herrensitze und Landschaftsgärten im Umland von Berlin. Wer kurz nach dem Mauerfall hier war, wird das Land Brandenburg kaum wiedererkennen, so viel hat sich inzwischen getan. Von der weiten, ereignislosen Landschaft geht eine seltsame Faszination aus. In den hohen Baumkronen der Erlen, Blutbuchen und Graupappeln fängt sich die Leere, für die Brandenburg berühmt ist. Diese Landschaft prunkt nicht mit dramatischen Panoramen, sie zwingt den Reisenden und Wanderer nicht zum Staunen. Eher regt sie zur gedanklichen Einkehr an.
Vor 250 Jahren füllte Friedrich II., noch als Kronprinz, Zeichenblatt um Zeichenblatt mit erdachten Landschaften für sein Stammland Brandenburg. In den Entwürfen, die er später im Park Sanssouci in Potsdam verwirklichte, spiegeln sich die ästhetischen, geistigen, philosophischen und machtpolitischen Anliegen seiner Zeit. Grosse Landschaftsarchitekten wie Peter Joseph Lenné und Fürst Hermann von Pückler-Muskau gestalteten im märkischen Sand kunstvoll verschönerte Natur, in der Wasserläufe und raffiniert eingestreute Baumgruppen den Blick lenken. Ihre nach englischen Vorbildern angelegten Landschaftsparks zählen zu den Höhepunkten europäischer Landschaftsgestaltung im 19. Jahrhundert.
Über allem liegt eine «Ruhe, die mehr als Stille ist», wie es Christine Clausing vom Bleiche Resort und SPA in Spreewald formuliert. Die Abwesenheit von vielem lenkt den Blick vermutlich aufs Wesentliche.
Und nun wünschen wir Ihnen schöne Entdeckungen.
Simone Quast und Gianni Bombèn