Editorial
Vor etwas mehr als 100 Jahren wurde Florenz zum Schauplatz einer einzigartigen Gartenbewegung: Betuchte Mitglieder der englischen und amerikanischen Oberschicht liessen sich in den historischen Landgütern rund um die Stadt nieder. Dort begannen sie mit dem Bau von grossartigen formalen Blumengärten, die heute weltberühmt sind. Das Zauberwort dieser Bewegung hiess Renaissance.
Die Renaissance hat ihre Wurzeln in Florenz. Ab 1420 schufen visionäre Künstler wie Brunelleschi, Ghiberti, Leonardo da Vinci und Michelangelo das Bild eines neuen Menschen, der in seiner natürlichen Schönheit zu Selbstentwicklung fähig ist. Dadurch überwanden sie das mittelalterliche Weltbild des Gottgebenen und machten den Weg frei für die Moderne.
Nach einer Kulturrevolution sehnten sich auch die 30'000 Engländer, die der viktorianischen Enge ihrer Heimat entflohen waren und in Florenz einen Neuanfang suchten. An der Schwelle zum 20. Jahrhundert befasste sich diese bürgerliche Elite intensiv mit der Renaissancekultur und ihren humanistischen Werten. Diese Sehnsucht äusserte sich in der Wiedergeburt des immergrünen italienischen Heckengartens: Ein raffiniertes Spiel aus Licht und Schatten, so harmonisch gestaltet und in die malerische Landschaft eingefügt, dass er beim Betrachter ein Gefühl von innerer Harmonie erzeugte. Er versprach Übersicht und Ordnung in einer immer komplexer werdenden Welt.
Und nun wünschen wir Ihnen schöne Entdeckungen.
Simone Quast und Gianni Bombèn