Editorial
Sie tragen ihr Herz nicht auf der Zunge obwohl sie im Ruf stehen, Plaudertaschen («ciaccoloni») zu sein. Und sie gelten für den Rest von Italien als «freddini», als kühl und unnahbar. Perfektionisten sind die «Veneti» obendrein - und das gilt ihnen als Kompliment. Carlo Scarpa, der geniale Architekt aus Venedig, trieb mit seinem Sinn für Präzision die Handwerker in die Verzweiflung. Dennoch erinnern sich alle an ihn, mit grösstem Respekt und auch Stolz. Denn dank Scarpa wurde aus Handwerk Kunst. Das kann man im Museo di Castelvecchio von Verona noch heute bewundern.
Die Suche nach dem Schönen, dem Besonderen, dem besten Produkt vereint die Menschen zwischen Gardasee und Adria - im Grossen wie im Kleinen. So waren es venezianische Architekten, die Peter der Grosse rief, um sein St. Petersburg in den Sümpfen der Newa zu bauen. So ist es heute die Gastgeberin Maria Giovanna in Bardolino, die sich nachts den Kopf zerbricht, wie sie ihre Gäste beim Frühstück noch besser verwöhnen könnte. So sind es Cecilia und Bico Biasi, die die Schönheit ihres Traumgartens gerne mit anderen Gartenfreunden teilen.
All diese Menschen halten auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten an ihrer Vorstellung von Qualität fest und tragen auf ihre Weise dazu bei, dass die grösste Tourismusregion Italiens wirklich eine Reise wert ist.
Und nun wünschen wir Ihnen schöne Entdeckungen und inspirierende Begegnungen im liebevoll gepflegten Veneto.
Simone Quast und Gianni Bombèn