Editorial
Im Berner Mittelland haben wir Gärten entdeckt, die in der Tradition der Sommerfrische stehen und von der europäischen Verbandelung dieser Region zeugen.
Mächtige Bernburgerfamilien flüchteten gerne aus der engen und gut überwachten Stadt auf ihre französisch inspirierten Landsitze, die sogenannten «Campagnen» in Reichweite der Hauptstadt. Von der weltläufigen, lustvoll unbescheidenen Lebensart dieser tonangebenden Gesellschaftsschicht zeugt das Schloss Jegenstorf, dem es mit kostbaren, zeitlos eleganten Interieurs gelingt, die stolze Vergangenheit der Berner Republik greifbar zu machen.
In der sanften, hügeligen Landschaft des Emmentals wechseln sich grüne Wiesen, Weiden und Tannenwälder mit Höfen oder Siedlungen ab, die wie ausgestreut daliegen. Die meisten Gebäude stehen frei in der Landschaft. Private, abgeschirmte Wohngärten gibt es nur in den Dörfern. Der Aussenraum, über Jahrhunderte in bäuerlicher Tradition gewachsen, ist bescheiden und eher karg. Diese Bescheidenheit prägt im Emmental das gesamte Landschaftsbild.
Eingebettet ins Grün liegen die Emmentaler Bauerngärten. Und sie sind vielschichtiger als man so denkt. Als wir mit den Bäuerinnen über ihre Prachtsgärten sprachen, schob sich immer wieder die Figur der Schwiegermutter ins Bild. Nicht drohend, sondern als Hüterin des Gartenschatzes der Familie. Sie war es, die die heutige Bäuerin in die Kunst der schönen Vielfalt eingewiesen hat. Ohne die Schwiegermutter gäbe es die vielbewunderten Bauerngärten heute nicht.
Und nun wünschen wir Ihnen schöne Entdeckungen.
Simone Quast und Gianni Bombèn