Editorial
Kaum eine Reisedestination weltweit ruft so viele typisierte Bilder hervor wie die Provence: Die touristischen Motive – vom Kloster von Sénanque und den Lavendelfeldern bei Sault bis zu den Ockerfelsen von Roussillon – haben die Kraft, unseren Blick für sich komplett einzunehmen. Lässt sich so ein omnipräsentes visuelles Erbe überhaupt in eine frische, ideenreiche und lebendige Neuzeit übersetzen?
Wir haben uns auf die Suche gemacht.
Zwischen Historie und Moderne siedelt sich die schier grenzenlos scheinende Kreativität von Dominique und Bruno Lafourcade an: Verwurzelt in den Traditionen der klassischen Bau- und Gartenkultur, zeigen sie uns, wie man Neues erschaffen kann, ohne gleich die eigene Geschichte wie einen alten Zopf abschneiden zu müssen. Ihre prächtigen Gartenanlagen zeugen von der Sinnlichkeit und Grosszügigkeit der Kreateure.
Mit viel Witz und Esprit pflegt André de Villeneuve das klassische Leben auf dem Lande. Pointiert äussert er sich über die neuerdings grassierende Lust aufs Landleben und setzt gegen diesen Retrotrend amüsiert eine kunstvolle Gartenanlage in die freie Landschaft. Und weil sich Schönheit nach Kultur sehnt, organisiert er jeden August in seinem «Théâtre de Verdure» einen Theaterabend mit Blick in die atemberaubende Kulisse der Haute-Provence.
Ebenfalls ihren eigenen Vorstellungen folgt eine Gruppe junger Winzer aus der Appellation AOC Ventoux: So unterschiedlich wie die Lagen, die Wetterverhältnisse, ja sogar die Rebsorten, so vielfältig sind auch die Weine und ihre Persönlichkeiten. Umso eindrücklicher, dass diese grosse Diversität unter den Winzern nicht trennend wirkt, sondern eine eingeschworene Gemeinschaft hervorgebracht hat.
Nach dem Motto: Trau Dich anders zu sein, denn dein Wein ist es auch!
Und nun wünschen wir Ihnen viel Vergnügen beim weiteren Entdecken einer neuen Provence.
Simone Quast und Gianni Bombèn