Editorial
Die Bergwelt als Ort der gehobenen Lebensart wurde um 1800 von Literaten und Künstlern entdeckt, die aus den ungesunden Städten in die unberührte Natur flüchten wollten. Auch 200 Jahre später hat diese Bergwelt als Sehnsuchtsort nichts von ihrer Kraft eingebüsst, ganz gleich, ob man nun aus Basel, Miami, Peking oder Rio kommt.
Die «Erfindung» ihrer weltberühmten Berge verdankt die Stadt Luzern der einzigartigen Seelandschaft, die von «milden» Bergen wie der Rigi gekrönt ist. Von hier aus blickte man in den Anfängen nämlich sicher und bequem auf den «wilden» Pilatus, der in der Vorstellung der Menschen lange von Drachen und Dämonen bevölkert war.
Der Vierwaldstättersee verströmte auch im 19. Jahrhundert an sonnigen Tagen eine derart südliche Atmosphäre, dass der Philosoph Friedrich Nietzsche die Zentralschweiz als «sein Italien» bezeichnete, in das er jedes Wochenende von seinem Gelehrtenstuhl in Basel flüchten konnte.
«Kein klassisches Gartenland,
aber die Aussicht ist toll.»
Die Zentralschweiz gilt nicht als klassisches Gartenland. Viel zu abschüssig ist oft das Gelände. Dennoch haben wir Gärten entdecken können, die in der Tradition der Sommerfrische stehen oder – französisch inspiriert – von der europäischen Verbandelung der Innerschweiz zeugen. Zürcher Industrielle flüchteten gerne auf ihre Landsitze am Zugersee, davon zeugt die «Villette» in Cham. Familien, die durch das Söldnerwesen zu Wohlstand gekommen waren, brachten französische Lebensart mit nach Hause. Das illustriert der «Hof», der Zurlauben, der auch heute noch seine ungebrochene historische Pracht entfaltet. Die grösste Entdeckung aber ist, dass die Wasser- und Berglandschaften im Herzen der Schweiz von ihrer Schönheit bis heute nichts eingebüsst haben.
Und nun wünschen wir Ihnen eine entspannende Lektüre.
Simone Quast und Gianni Bombèn