Editorial
Für Gartenliebhaber ist die Lorraine ein Entdeckerparadies.
Wer käme schon auf die Idee, in dieser Grenzregion im Osten von Frankreich eine Wiege der Gartenkultur zu vermuten? Viel eher ruft Lothringen die Erinnerung an den Niedergang der Stahlindustrie wach: Von den 600 Hochöfen, die hier einst Tag und Nacht brannten, wurde der letzte 1991 geschlossen. Zu seinen Füssen breitet sich heute der «Garten der Spuren» aus, der vom Ende einer Epoche erzählt und gleichzeitig das Sinnbild für einen Neuanfang ist.
Dieser Neuanfang hat die Menschen zurück zu ihrem kulturellen Erbe geführt, in dem die Liebe zu Gärten und die Begeisterung für seltene Pflanzen seit 150 Jahren einen besonderen Stellenwert hat.
Viele Gärten in der Lorraine sind erst in jüngster Zeit entstanden. Manche sind das Werk von leidenschaftlichen Hobbygärtnern, die ihre Inspirationen in Italien, Holland, England oder sogar China gefunden haben. Oft handelt es sich aber auch um die Entwürfe angesehener Landschaftsarchitekten, die gerufen wurden, um die Umgebung von Schlössern, Klöstern und Industriedenkmälern auf neue Weise erlebbar zu machen. Dass die politisch Verantwortlichen den Mut haben, manch ein Kapitel bitterer Vergangenheit als blühenden Garten zu präsentieren, spricht Bände über die Entwicklungskonzepte für diese Region und die Modernität ihrer Gartenkultur.
Mit über 100 öffentlichen und privaten Gärten, die fürs Publikum zugänglich sind, gehört die Lorraine von heute zu den drei wichtigsten Gartenregionen in Frankreich. Mit der lebendigen Kunst- und Kulturstadt Nancy besitzt sie ein Zentrum für gehobene Lebensart und so ganz nebenbei auch einen der schönen Stadtplätze der Welt.
Wir wünschen Ihnen schöne Entdeckungen!
Simone Quast und Gianni Bombèn