Editorial
Als wir uns das Appenzellerland für die letzte Magazinausgabe in diesem Jahr aussuchten, trafen wir allenthalben auf Erstaunen. «Ihr macht doch ein Gartenmagazin. Was wollt ihr da im Appenzellerland?», wurden wir gefragt. «Das Appenzellerland ist eine über 1’000 Jahre alte Kulturlandschaft. Und dort soll es keine Gärten geben?», war unsere Antwort.
Ganz ähnlich erging es dem Landschaftsarchitekten Roman Häne, der seine Masterarbeit über Appenzeller Gärten schreiben wollte. «Wie können Sie erforschen, was es nicht gibt?» wurde er gefragt. Häne forschte dennoch und konnte auf Basis seiner Arbeit sogar eine vielbeachtete Ausstellung zum Thema im Museum Herisau kuratieren.
Inzwischen war unsere Neugier endgültig geweckt. Und natürlich haben wir sie gefunden, die typischen Appenzeller Gärten. Nur sind sie eben so ganz anders als man denkt. In der sanften, hügeligen Landschaft wechseln sich grüne Wiesen, Weiden und Tannenwälder mit Höfen oder Siedlungen ab, die wie ausgestreut daliegen. Die meisten Gebäude stehen frei in der Landschaft. Die Wiese zieht sich ohne harte Kanten bis direkt ans Haus. Private, abgeschirmte Wohngärten gibt es hier nicht. Vielmehr ist der Aussenraum, wie er über Jahrhunderte in bäuerlicher Tradition gewachsen ist, bescheiden und eher karg. Diese Bescheidenheit prägt im Appenzellerland das gesamte Landschaftsbild.
Und diese Landschaft ist ein einziger Garten.
Man muss nur richtig schauen.
Wir wünschen Ihnen schöne Entdeckungen!
Simone Quast und Gianni Bombèn