Editorial
Lebenslust im eigenen Land
In der Schweiz gibt es keinen Punkt, von dem aus man zwei Stunden autofahren kann, ohne die Region, die Sprache oder das Land zu wechseln. Die Stuttgarter fahren zwei Stunden in Richtung Süden und sind noch immer bei sich zuhause. Essen nach wie vor die schwäbische Seele, Spätzle und Maultaschen. Treffen andere Menschen aus ihrer Region, lesen dann die Bodenseezeitung und sprechen weiterhin schwäbisch. Die malerische Stadt Überlingen ist das Tessin von Süddeutschland. Hierher kommen die Stuttgarter am liebsten. Ehrensache, dass sie dann auch den fruchtigen, lebenslustigen Bodenseewein geniessen und nicht etwa einen fremden Tropfen. So sehr schätzen die Baden-Württemberger ihre Weine, dass 80% der gesamten Produktion im eigenen Bundesland konsumiert werden.
Überhaupt lieben die Schwaben ihre Heimat und alles, was sie schon hervorgebracht hat. Weil sie nämlich mit dem Ländle und vor allem mit der bäuerlichen Scholle bis heute aufs Engste verbunden sind. In Stuttgart lebten bis vor 100 Jahren über 60% aller Einwohner vom Weinbau. Nur schon der Spaziergang auf einem der vielen Weinbergwege in Degerloch oder Untertürkheim öffnet ganz neue Blickwinkel auf diese verblüffend grüne Stadt. Auf ihren Hügeln trifft man Einheimische, die in ihrem «Gütle» Obst und Gemüse anbauen. Fast jede alteingesessene Familie besitzt noch heute ein Stückchen Land. Und hierin wurzelt schliesslich auch die grosse Gartenlust im Ländle.
Die berühmten Prachtsgärten der Region, zu denen die Insel Mainau, die Wilhelma in Stuttgart und das Blühende Barock in Ludwigsburg gehören, zählen zu den meistbesuchten in ganz Deutschland. Und an diesen Besucherzahlen haben die Schwaben selbst den grössten Anteil.
Aber auch die kleineren Gartenperlen sind eine Entdeckung wert. Das «Garten-Rendezvous am Untersee» zum Beispiel öffnet Ihnen die Türen von Privatgärten, in denen sich begeisterte Gartenfreunde im sonnenverwöhnten Klima mit viel Fantasie und bescheidenen Mitteln den Traum vom Süden erfüllen.
Simone Quast & Gianni Bombèn